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Nenn Dich wie Du willst

homo.net Info vom 25. August 2022
von Webmaster Jan

 

Wenn wir LGBT ernst nehmen, müssen wir nicht nur für LGB kämpfen, sondern uns auch für das T einsetzen.

Das Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ist seit über 20 Jahren reformbedürftig. Es ist in wesentlichen Teilen verfassungswidrig, weil die Würde und die Rechte von betroffenen Menschen verletzt sind. Bald soll das TSG durch ein neues Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden.

Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen werden künftig die Möglichkeit haben, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen. Schluss mit teuren medizinischen Gutachten, Schluss mit peinlichen Fragen nach dem Masturbationsverhalten. Jeder kann selbst bestimmen, wie er heißen möchte und wer er ist.

Namensänderungen sind weder selten noch unüblich. Nicht nur Künstler dürfen sich beliebig umbenennen. Die Hälfte aller Ehegatten ändert bei der Heirat den Namen. Ausweise, Bankkonten, Behördenschreiben werden problemlos angepasst - solange es nur den Nachnamen betrifft. Bald dürfen wir jedes Jahr einmal unsere Vornamen ändern, so wie den Geschlechtereintrag.

Ist doch toll. Wenn der Peter gerne Damenwäsche trägt, wird er zur Petra und die geht ab sofort im Rock zur Arbeit. Wenn sie ein Jahr später nicht mehr sicher ist, lässt sie divers eintragen und trägt täglich was anderes. Wenn ihr das auf die Dauer zu bunt ist, wird sie zum Paul und arbeitet wieder in Hosen. Das ist Selbstbestimmung. Nur Du entscheidest, wer Du bist und wann Du es bist.

Frauen dürfen schon lange Männerkleidung tragen. Der gesellschaftliche Druck hält die meisten Männer noch immer davon ab, im Rock rumzulaufen, obwohl wir alle wissen, dass Röcke für Männer das viel gesündere Kleidungsstück wären. Wenn Er darunter schön frei baumeln kann und die Eier nicht mehr so warm werden, wirst Du nachweislich frucht- und leistungsfähiger. Die Schotten haben es da besser.

Konservative Gegner des Gesetzesvorhabens glauben, das Gesetz sei wider die Natur. Sie haben Bedenken, wer welche Sportart treiben darf, welche Umkleideräume und Toiletten benutzt werden, ob Frauenparkplätze oder Frauenhäuser zur Verfügung steht oder nicht.

Auch möglicher Missbrauch bereitet den ewig gestrigen Sorgen. Was, wenn sich ein Mann zur Frau macht, um über die Frauenquote einen tollen Job zu bekommt, also zum Beispiel Außenministerin wird? Das könnten wir problemlos verhindern, indem wir Frauenparkplätze um Männerparkplätze erweitern, Toiletten nicht mehr nach Geschlecht, sondern nach groß oder klein unterscheiden und Frauenquoten abschaffen. Gerade die Grünen sollten dies in Erwägung ziehen, wollen sie bei der nächsten Wahl mehr Prozente gewinnen als beim letzten Mal.

Heute ist die neuste Ausgabe von EMMA erschienen mit der Schlagzeile „Viele Geschlechter? Das ist Unfug!“ Für Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard (79) ist alles ganz, ganz einfach: „Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier.“ Wenn Biologie so einfach wäre, hätten im Leistungskurs Bio alle eine Eins.

Auf sozialen Medien gab es noch vor der Veröffentlichung des Interviews harsche Kritik. Es wurde schon gefordert, der Wissenschaftlerin ihren Nobelpreis abzuerkennen.

Schon im Teaser des Interviews relativiert EMMA: Es gäbe innerhalb der biologischen Geschlechter eine breite kulturelle und hormonelle Spanne. Nur, dass sich diese Spanne selbstverständlich nicht nur auf Kultur und Hormone beschränkt. Somit sind nicht nur die folgenden Fragen ziemlicher Unfug, sondern der ganze Rest des Interviews.

Der Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann (42, Grüne), behauptet, es gebe viele Geschlechter. Dafür wird er persönlich angegriffen: „Herr Lehmann hat vielleicht den Grundkurs in Biologie verpasst.“

Ich glaube kaum, dass das Folgende in einem Grundkurs gelehrt wird. Aber Frau Nüsslein-Volhard sollte sich auskennen, hat sie doch 1995 den Nobelpreis für Forschungen über frühe Embryonalentwicklung erhalten. Im Zweifel wäre mit 79 Jahren auf Alzheimer zu tippen. Oder wir vergessen sie einfach.

Neben den beiden häufigsten Gen Variationen des Menschen gibt es mindestens 5 weitere Varianten. Jeder kennt XX für weiblich und XY für männlich. Des Weiteren gibt es X, XXY, X/XX, X/XY und XX/XY, die sogenannte Chimäre. Der Tatort erklärt diese ausführlich in Folge 949, „Erkläre Chimäre“. Schauen Nobelpreisträger und Emmas keinen Tatort?

Auch Keimdrüsen können fehlen oder komplett ausfallen. Daneben sind sehr viele hormonelle und anatomische Variationen bekannt. Die Vielfalt der Natur ist überwältigend. Das Bundesverfassungsgericht schätzte 2017 die Häufigkeit dieser Abweichungen vom „normalen“ auf 1:500. In Deutschland wären das über 160.000 Intersexuelle.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich schon heute Unternehmen und Behörden Gedanken machen und auf die Gesetzesänderung vorbereiten. Wenn sie an den Namensfeldern ihrer Software arbeiten, denken sie hoffentlich auch an das Anrede-Feld. Die binäre Auswahl zwischen Herr und Frau ist weder zeitgemäß noch legal.

Für immer männlich
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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